Bio-Jungpflanzenanzucht für Hobbygärtner

In diesem Kurs vermitteln wir euch, wir ihr auf biologische Art und Weise Jungpflanzen selbst ziehen könnt und erfolgreich bis zur Ernte bringt. Der Kursinhalt richtet sich an AnfängerInnen und leicht Fortgeschrittene, die sich für die eigene Jungpflanzenanzucht im Hobbygarten interessieren. Wir vermitteln Wissenswertes zu den benötigten Materialien, Aussaat- und Pflanzzeitpunkten sowie Sortenwahl und Saatgut. Dabei gehen wir insbesondere auf den für euch zur Verfügung stehenden Platz zu Hause ein. Ob Hochbeet, Selbstversorgergarten, Balkon oder Fensterbank – für jeden ist es möglich Gemüse zu ziehen. Gemeinsam säen wir verschiedenes Gemüse aus und pikieren Jungpflanzen wie z. B. Tomaten oder Paprika. Nach diesem Kurs dürft ihr eure ausgesäten und pikierten Pflänzchen mit nach Hause nehmen und erhaltet dazu eine praktische Anleitung wie es mit euren Pflänzchen weiter geht.

Ich bin Sarah Puckhaber und seit über 10 Jahren leidenschaftliche Gärtnerin. Schon als Kind habe ich im Hausgarten meiner Eltern immer wieder kleine Beete angelegt und versucht Gemüse anzubauen. Auch im Erwachsenenalter habe ich damit nicht aufgehört und so hatte ich sogar in meiner kleinen Studentenwohnung ohne Balkon einige Gemüse, die ich angebaut habe. Nach meinem Studium zog ich zu meinem mittlerweile Ehemann nach Beverstedt. In seinem Garten entdeckten wir unsere gemeinsame Leidenschaft fürs Gärtnern und die Selbstversorgung. Es dauerte nicht lang und schon bald kauften wir die alte Gärtnerei in Altluneberg. 2 Jahre bauten wir diese um und haben unser Hobby zum Beruf gemacht.

Was benötigen wir für eine erfolgreiche Anzucht?

Das allerwichtigste um erfolgreich eigene Jungpflanzen zu ziehen ist es vor allem anzufangen und sich nicht davor zu scheuen, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Auch wir haben mit einem Wissen gleich null angefangen und heute bezahlen wir unsere Rechnungen damit. Und auch wir haben nicht ausgelernt. Jedes Jahr steht man vor neuen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Jedes Jahr ist anders und jedes Jahr gelingt einem die ein oder andere Kultur besser oder schlechter. Aber insgesamt wächst der Erfahrungsschatz und die Motivation immer besser zu werden.

Anzuchtplatten, Töpfe und Co.

Ihr könnt eure Jungpflanzen in verschiedenen Platten, Töpfen und Schalen aussäen. Mit der Zeit werdet ihr eine Vorliebe für die ein oder andere Methode entwickeln. Wir nutzen alle drei gezeigten Varianten für unterschiedliche Zwecke.

Anzuchtplatten

Anzuchtplatten gibt es in verschiedenen Größen. Sie sind meist aus Kunststoff und können viele Jahre verwendet werden. Hier zu sehen sind die 150er Platten die wir meist für die Anzucht von Schnittsalat, Spinat oder Rote Beete verwenden und die 77er Platten werden bei uns häufig für Kohl oder Sellerie verwendet. Im Hobbygarten reicht eine Platte über das Jahr hinweg davon meistens aus. Viele verschiedene Kulturen können zusammen in diese Platten gesät werden. Eine passende Unterschale fängt überschüssiges Wasser auf. Bei Hof Jeebel bekommt ihr Anzuchtplatten und weiteres tolles Gartenzubehör.

Abbaubare Anzuchtplatten & Töpfe

Abbaubare Anzuchttöpfe können mit der Pflanze zusammen eingepflanzt werden und lösen sich mit der Zeit in der Erde auf. Die Anzuchtplatten können mit einer Schere auf die gewünschte Anzahl zugeschnitten werden. Nach dem Angießen werden die Töpfe weich. Es ist zu empfehlen sie auf eine Unterschale zu stellen. Dann kann überschüssiges Wasser aufgefangen werden und man kann die Töpfe und Platten besser transportieren. Die abbaubaren Töpfe könnt ihr z. B. hier bestellen:

Upcicling

Für die Anzucht von Tomaten, Paprika und Auberginen nutzen wir Beeren- oder Champignonschalen. Das Saatgut wird breitwürfig in die Schälchen gesät und mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt. Sobald es für die Pflänzchen in den Schalen zu eng wird vereinzeln wir sie in größere Töpfe. Zu empfehlen für Tomaten, Aubergine, Paprika oder Chilis die nach der Aussaat vereinzelt werden.

Weiteres Hilfsmaterial zur Anzucht

Pikierstäbchen

Mithilfe dieser Pikierstäbchen können z. B. Tomaten, Paprika oder Auberginen vereinzelt werden. Vorsichtig trennt man das Pflänzchen mit dem Stab von den anderen und setzt es in einen neuen Topf. Mit den Stäbchen können auch passende Löcher in die Erde gemacht werden. Entweder um euer pikiertes Tomatenpflänzchen umzusetzen oder ein passend tiefes Loch für eurer Saatgut. Für die Anzucht von Tomaten, Paprika und Auberginen nutzen wir Beeren- oder Champignonschalen. Das Saatgut wird breitwürfig in die Schälchen gesät und mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt. Sobald es für die Pflänzchen in den Schalen zu eng wird, vereinzeln wir sie in größere Töpfe.

Ballbrause und Gießkanne

Eine Ballbrause eignet sich ganz besonders zum Gießen eurer ersten Aussaaten. Die kleine Gießhilfe hat in ihrem Sprühkopf sehr feine Löcher, die ein vorsichtiges Angießen ermöglichen. Um die Ballbrause mit Wasser aufzuladen, nimmt man den Brauskopf ab, hält sie über Kopf in Wasser, drückt den Ball und lässt los. So saugt sie sich mit Wasser voll. Durch Drücken des Balls kann die Wassermenge gezielt auf die Erde gegeben werden. Es eignen sich auch kleine Gießkannen mit einem kleinem und feinem Brauskopf. Ballbrausen werden von diversen Anbietern verkauft. Einfach mal den Begriff Ballbrause in die Suchmaschine eingeben.

Anzuchterde & Pflanzerde

Anzuchterde: Für die Anzucht von Gemüsesetzlingen benötigen wir eine nährstoffarme bzw. ungedüngte Bio-Erde. Sie sollte von feiner Struktur sein und nicht zu nass, damit man sie schön in die Anzuchtgefäße füllen kann. Bei der Wahl unserer Anzuchterde sollte darauf geachtet werden ein torffreies Bio-Substrat zu wählen. Dies schützt unsere Moore, die ein wichtiger CO2-Speicher sind.

In den letzten Jahren haben wir einige Erden getestet und können euch folgende für eure Pflanzenanzucht empfehlen:

Natürlich könnt ihr auch jede andere Anzuchterde verwenden. Schaut einfach mal im Baumarkt oder Gärtnereibedarf eurer Wahl.

Pflanzerde: Auch bei der Pflanzerde nutzen wir ausschließlich torffreie Erden. Die Pflanzerde ist meist aufgedüngt und weist daher einen höheren Nährstoffanteil auf. Sie eignet sich super um Gurken, Kürbisse oder Porree auszusäen. Auch nutzen wir die Pflanzerde um unsere Tomaten, Paprika oder Auberginen zu topfen.

Folgende Erden können wir empfehlen:

Welche Erde sich für welche Kultur in der Anzucht eignet, findet ihr in der Tabelle „Anzuchtdaten“. Einfach auf den Button klicken. 

Pflanzenschilder für eure Anzucht

Um in einer Anzuchtplatte oder bei den vielen Töpfen, die im Frühling bepflanzt werden, den Überblick zu behalten, nutzen wir Mundspatel zum Beschriften. Das ist nicht besonders hübsch aber durchaus zweckmäßig. Sie sind ziemlich stabil, lassen sich gut beschriften und wenn sie nach dem Pflanzen im Garten doch mal verloren gehen, verrotten sie an Ort und Stelle. Und genau das ist der Grund, weshalb wir darauf verzichten Schilder aus Plastik zu nutzen. Wer etwas hübschere Schilder bevorzugt, kann auch Schildchen aus Schiefer oder Emaille nutzen. Diese sehen später im Beet sehr dekorativ aus. 

Licht und Wärme - nicht zu früh im Jahr anfangen

Pflanzen benötigen für ein zuverlässiges und gesundes Wachstum immer das richtige Verhältnis zu Licht und Temperatur. Ansonsten neigen die Pflanzen dazu zu vergeilen d. h. langstielig und dürr zu werden. Die Folge sind instabile und nicht widerstandsfähige Pflänzchen. Gerade im Frühjahr neigen viele HobbygärtnerInnen dazu, zu früh anzufangen. Werden z.B. im Februar bereits Pflanzen im Haus vorgezogen, ist die Umgebungstemperatur im Haus meist zu hoch für das zu der Zeit existierende Licht. Auch eine mit zu vielen Nährstoffen versorgte Erde kann an kurzen Tagen vergeilte Jungpflanzen hervorrufen. Wer ohne Hilfe von Kunstlicht oder weiteren Hilfsmitteln Jungpflanzen ziehen möchte, fängt einfach erst Anfang März mit den Aussaaten an. Das reicht vollkommen aus. Auch Tomaten, Chili und Paprika holen die Zeit locker auf.

Vergeilte Mairüben (Anfang Februar ausgesät ohne, Zusatzbeleuchtung - war also zu früh.)
Gesund gewachsene Mairüben (Ende Februar ausgesät, sehen sie schon wesentlich besser aus.)

Saatgut und Sorten

Die Wahl des Saatguts kann manchmal überfordernd sein. Mittlerweile bekommen man in jedem Baumarkt, Supermarkt oder Gartencenter eine riesen Auswahl verschiedenster Sorten unterschiedlichster Saatguthersteller. Da kann die Auswahl schon mal schwer fallen. Wir empfehlen ökologisches Saatgut aus Deutschland zu beziehen. Das ist einfach nachhaltiger und in Deutschland vermehrtes Saatgut und Sorten sind besser auf die hiesigen Anbaubedingungen angepasst. Wer kann, verzichtet auch auf F1-Hybride. Mehr dazu weiter unten.

Saatgut

Wir empfehlen ausschließlich Saatgut aus ökologischer Produktion zu erwerben. Es gibt viele tolle Firmen und Vereine die sich für den Erhalt seltener und alter Sorten einsetzen und auch viele neue Sorten züchten. Die sind zum Beispiel krankheitsresistenter oder auf die heutigen Bedingungen besser angepasst. Von diesen Firmen bzw. Vereinen, könnt ihr tolles Saatgut und Pflanzgut (auch in Kleinmengen) erwerben.

Hybridsaatgut vs. samenfestes Saatgut

Wer selbst Saatgut gewinnen möchte, sollte samenfestes Saatgut kaufen. Von diesen Pflanzen lässt sich Saatgut gewinnen. Wenn ihr es im Folgejahr (z. B. von Tomaten) wieder aussät, erhaltet ihr (vorausgesetzt es hat sich nichts eingekreuzt) die gleiche Sorte mit den selben Eigenschaften wieder. Wenn ihr von F1-Hybrid Pflanzen Saatgut gewinnt und dieses wieder aussät erhaltet ihr im Folgejahr meist schwache, krüppelige Pflanzen die nichts mehr mit der Sorte gemein haben, die ihr gekauft habt. Hybride sind krankheitsresistenter und werfen höhere Erträge ab, jedoch sind sie eben nicht nachbaufähig und so macht man sich abhängig von den Herstellen, da man dieses (auch sehr teure) Saatgut jedes Jahr neu beziehen müsste. Das Thema ist weit umstritten und am Ende entscheidet jeder für sich selbst, welches Saatgut er verwendet. 🙂

Sorten

Es gibt so viele Sorten zu kaufen und häufig fällt einem die Wahl nicht immer leicht. Wir haben in unserem Garten schon zig Sorten getestet und listen euch einige empfehlenswerte Gemüsesorten auf. Testet euch auch gerne durch und probiert Sorten aus die für euch interessant klingen. Jeder Garten ist anders und bei jedem gelingen die unterschiedlichen Sorten deshalb auch unterschiedlich gut.

Unsere Sortenempfehlungen

Aubergine: Zora
Basilikum: Großblättrig, Genoveser, rotblättrig, Buschbasilikum
Blumenkohl: Neckarperle, Odysseus
Brokkoli: Calinaro, Rasmus, 
Buschbohne: Purple Teepee, Maxi, Caruso, Domino
Chili: Lila Luzi, Poot Pepper
Dicke Bohne: Hangdown grüngernig
Fenchel: Fino
Frühlingszwiebeln: Ischikrona
Grünkohl: Lerchenzungen
Gurken: Gergana, Helena, Cleopha, Beth Alpha, Kalomira
Karotten: Amiva (früh), Nantaise Milan 2, Dolciva
Knoblauch: Vallelado
Kohlrabi: Rasko, Enrico, Azur Star
Kürbis: Hokkaido Red Kuri, Spaghetti Filamento, Patisson White, Ungarischer Blauer
Mairüben: Blanc globe a collet violett; Snowball
Mangold: Rainbow (Mischung)
Melone: Sugar Baby, Petit gris de rennes 

Pak Choi: Yorokobi
Palmkohl: Nero di Toscana
Pastinaken: Dicke Dirn
Paprika: Dulce Italiano, Fritz, Radja, Flynn, Liebesapfel
Petersilie: Gigante d’italia
Porree: Kulaures, Herbstriesen Hannibal
Postelein: Winterpostelein
Radieschen: Marike
Rettich: Laurin
Rosenkohl: Idemar
Rote Beete: Forono, Wintersonne, Tondo di Chioggia
Rotkohl: Granat
Salat: Piro, Pirat, Mesclun-Mix, Bijella
Sellerie: Tall Utah, Ibis
Spinat: Thorin, Butterflay, Matator
Spitzkohl: Eersteling, Berns
Tomaten: Ruthje, Dattelwein, Rote Murmel, Zuckertraube, Lillit, Goldiana, Black Cherry
Weißkohl: Nagels Frühweiß
Zucchini: Solara, Cocozelle von Tripolis, Gold Rush, Zuboda, Alberello
Zwiebeln: Red Baron, Sturon, Rossa Lunga di firenze

Biologischer Pflanzenschutz in der Anzucht

Natürlich gibt es auch in der Anzucht die ein oder anderen Tierchen die ebenfalls Interesse an euren Pflanzen haben. 😉 Weiter unten haben wir euch einmal die häufigsten Probleme und Lösungsansätze aufgelistet.

Trauermücken

Ein häufiges Problem in der Anzucht sind Trauermücken. Hier sind nicht die adulten Tiere das große Problem, sondern die Larven, die in der Erde leben. Sie fressen die Wurzeln der Pflänzchen an. Die Pflanzen sterben in der Folge ab. Wir empfehlen hier mit SF-Nematoden zu behandeln. Nematoden sind für die Pflanzen, Menschen und Tiere völlig ungefährlich. Sie parasitieren die Larven der Trauermücke und dämmen so den Befall ein. Das Problem behebt man nicht mit Gelbtafeln. Sie dienen nur dazu den Befall zu erkennen und für die Einschätzung, wie hoch der Befall ist. Nemathoden gibt es in Pulverform zum auflösen und anschließendem Gießen oder als Kügelchen die vorbeugend mit ins Substrat gegeben werden. Trauermücken lieben nasse, feuchte und offene Erde. Man kann die Töpfe mit Sand oder Vermiculite abstreuen. Dies erschwert der Trauermücke den Weg in die Erde. Auch empfehlen wir die Pflanzen von unten zu gießen, um die Erdoberfläche so trocken wie möglich zu halten. Denn Trauermücken lieben nasse Erde.

Blattläuse

Wenn die Temperaturen steigen und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, können sich auch schon mal Blattläuse in eurer Anzucht breit machen. Wir hatten sie jetzt schon an Kohlpflanzen und Paprika. Wenn ihr draußen Marienkäfer findet, setzt sie einfach auf eure befallenen Pflanzen. Diese kümmern sich dann um die Blattläuse. Man kann Marienkäfer und vor allem Marienkäferlarven (die sind dreimal so hungrig wie die ausgewachsenen Tiere) kaufen, ist aber bei einer Hobbyanzucht meist nicht nötig.

Manchmal ist es schwer zu erkennen, wo das eigentliche Problem liegt. Wenn es sich um „Schädlinge“ handelt, könnt ihr euch auch bei

informieren. Hier bekommt ihr Nützlinge – die natürlichen Gegenspieler unserer viel genannten „Schädlinge“. Unserer Meinung nach einer der nachhaltigsten und unschädlichsten Möglichkeiten unseren Fraßfreunden etwas entgegenzusetzen. 

Dünger in der Jungpflanzenanzucht

In der Regel ist kein zusätzlicher Dünger in der Anzucht notwendig. Sollten eure Pflänzchen aber doch mal länger im kleinen Topf ausharren müssen und die Blätter fangen an gelblich zu werden, verwenden wir gerne mal Vinalga von Snoek und besprühen oder gießen unsere Pflänzchen damit.

Dünger in Anzucht?