Anbaumethode
Market Gardening

Warum wir uns für die Mikrolandwirtschaft entschieden haben

Anfang 2018 haben wir unser Haus mit anliegender Gärtnerei in Altluneberg gekauft. Noch während wir das Haupthaus umgebaut haben, wuchs in uns der Wunsch sich beruflich zu verändern. Zunächst sollte die Gärtnerei mit ihren gesamt 9445 qm Grundstück zur Selbstversorgung und Ausgleich zum Beruf dienen. Schon vorher haben wir Hühner gehalten und mit großem Interesse Gemüse im damaligen Hausgarten angebaut. Durch einen Zufall sind wir auf das Konzept Market Gardening gestoßen. Hier wird Gemüse biointensiv auf kleiner Fläche angebaut und danach direkt an die KundInnen in der Region vermarktet. Der größte Vorteil den dieses Anbaukonzept allerdings für uns hat ist, dass mit wenig Anbaufläche und geringen Anfangsinvestitionen gestartet werden kann. Also ging es Ende 2019 für uns los und wir haben alles für den Saisonstart im April 2020 vorbereitet. Nachfolgend erklären wir euch, wie wir die Praktiken des Market Gardening bei uns in der Gemüsegärtnerei umgesetzt haben. 

Was bedeutet biointensive Bewirtschaftung?

Ziel ist es, den Platz den wir im Gemüsegarten zur Verfügung haben, so optimal wie möglich zu nutzen. Dabei werden die Kulturen in engeren Abständen als „üblich“ gepflanzt oder ausgesät. Daraus ergeben sich verschiedene Vorteile wie z. B. ein höherer Ertrag pro qm und weniger Unkrautdruck. Die Pflanzen wachsen schneller aneinander (s. Bild) und bedecken schließlich den Boden. Im Hochsommer findet weniger Verdunstung statt und die Erde bleibt länger feucht. 
Biointensiv bedeutet aber auch, die Beete über das gesamte Jahr so optimal wie möglich zu nutzen. Wenn eine Kultur geerntet ist, wird das Beet häufig schon ein paar Tage später direkt neu bepflanzt. Damit sind 2-3 Ernten pro Jahr und Beet möglich. 
Wichtig ist, dass sich die Kulturen abwechseln, damit der Boden durch unsere Kulturpflanzen nicht einseitig ausgelaugt wird.

Das arbeiten mit Dauerbeeten

Im Market Gardening arbeiten wir mit sogenannten Dauerbeeten. Diese werden einmal angelegt und danach nicht mehr umgebrochen. Um die Gartenplanung zu vereinfachen, haben alle Beete die gleichen Maße. In unserem Fall 18 x 0,75 m. Auch Materialien wie Folien, Netze und Vliese können so alle auf dasselbe Maß geschnitten werden und ausnahmslos für jedes Beet verwendet werden. Zwischen jedem Weg ist ein 0,45 m breiter Weg. Das vereinfacht später die Ernte und auch das Pflanzen, da man so von allen Seiten gut ins Beet greifen kann.

Bodenpflege und Humusaufbau

Durch den Einsatz von zugekauftem und hauseigenem Kompost, Mulch wie z. B. Heulage und Gründüngungen bauen wir den Boden trotz intensiver Bewirtschaftung auf. Die permanente Zufuhr von organischem Material hat auch weitere Vorteile. Das Mulchen einer Kultur unterdrückt das Beikraut und hält im Sommer das Wasser im Boden. Außerdem zersetzt es sich nach einer Zeit und dient den Bodenlebewesen als Nahrung. Mit Gründüngungen verschaffen wir den Beeten eine Pause, indem wir zum Beispiel Phacelia anbauen. Eine Pause deshalb, weil die Phacelia Fruchtfolgeneutral ist. Sie ist keiner der Pflanzenfamilien zugehörig, die wir als Gemüse kultivieren. Uns ist wichtig, dass der Boden immer bedeckt und bewurzelt ist. Hier nehmen wir uns ein Beispiel an der Natur. Denn dort gibt es natürlicherweise auch keine nackten Böden.

Eine clevere Fruchtfolge

Am Anfang eines jeden Jahres erstellen wir einen sehr detaillierten Beetplan indem all unsere Gemüsekulturen, die wir über das Jahr anbauen wollen, hinterlegt sind. Dabei achten wir besonders darauf, unsere Fruchtfolge einzuhalten. Wir haben 6 Parzellen je 15 Beete und 3 Gewächshäuser, deren Beete mindestens zweimal im Jahr mit unterschiedlichen Kulturen bestellt sind. Im darauffolgenden Jahr wandern diese Kulturen je eine Parzelle weiter. So stellen wir sicher, dass nicht jedes Jahr dasselbe auf den Beeten angebaut wird. Dies ist wichtig, um Krankheiten und Schädlingsbefall vorzubeugen. Darüber hinaus wird der Boden nicht einseitig beansprucht.

Eigene Jungpflanzenanzucht & Saatgutherkunft

Wir setzen auf eine eigene Jungpflanzenanzucht und beziehen unser Saatgut ausschließlich aus ökologischer Herstellung. Einige Pflanzen wie Knoblauch oder verschiedene Tomatensorten vermehren wir mittlerweile auch selbst. Auf unserem Gärtnerhof haben wir das kleinste Gewächshaus zu einem Jungpflanzenhaus umgebaut. Eine der beiden Tische können wir mittlerweile beheizen und so unsere Saison früher starten lassen. Trotz kühler Temperaturen im Frühjahr können wir nun schon früh unsere Jungpflanzen ziehen, um im Mai garantiert mit der Ernte starten zu können. Seit 2021 veranstalten wir einmal jährlich einen Jungpflanzenmarkt in Altluneberg. Hier verkaufen wir unsere Jungpflanzen auch an Hobbygärtner Innen der Region. Der Termin ist immer der letzte Samstag im April.

Pflanzenschutz

Seitdem wir gärtnern, bauen wir unser Gemüse ganz ohne chemischen Pflanzenschutz oder synthetische Düngemittel an. Es ist uns wichtig, eine Ernte einzufahren, die für uns alle unbedenklich und gesund ist. Wir betreiben in unserer Gärtnerei präventiven Pflanzenschutz. In den Gewächshäusern arbeiten wir hauptsächlich mit Nützlingen, die wir vorsorglich, aber auch bei akutem Befall, in den Kulturen ausbringen. Im Grunde sind es die Gegenspieler zu unseren „Schädlingen“. So kümmern sich beispielsweise von uns ausgebrachte Raubmilben um die für Gurkenpflanzen schädlichen Spinnmilben.
Viele Kulturen können wir aber auch mit einfachen Gemüseschutznetzen schützen. Schnecken wiederum werden per Hand gesammelt oder von unseren Laufenten vertilgt. Sollte doch mal eine Kultur so schlimm von saugenden Insekten befallen sein, sodass unsere Ernte droht komplett auszufallen, behelfen wir uns mit einem pflanzenbasierten, für den ökologischen Landbau zugelassenem Pflanzenschutzmittel. Der natürlicher Wirkstoff wird aus den Samen des Neembaums gewonnen und ist nicht bienengefährlich und nützlingsschonend. 

Beikraut im Griff behalten

Am Anfang eines jeden Jahres erstellen wir einen sehr detaillierten Beetplan indem all unsere Gemüsekulturen, die wir über das Jahr anbauen wollen, hinterlegt sind. Dabei achten wir besonders darauf, unsere Fruchtfolge einzuhalten. Wir haben 6 Parzellen je 15 Beete und 3 Gewächshäuser, deren Beete mindestens zweimal im Jahr mit unterschiedlichen Kulturen bestellt sind. Im darauffolgenden Jahr wandern diese Kulturen je eine Parzelle weiter. So stellen wir sicher, dass nicht jedes Jahr dasselbe auf den Beeten angebaut wird. Dies ist wichtig, um Krankheiten und Schädlingsbefall vorzubeugen. Darüber hinaus wird der Boden nicht einseitig beansprucht.

Direktvermarktung über Abo-Gemüsekisten

Das Market Gardening, zu Deutsch auch Marktgärtnerei, lebt von der Direktvermarktung. Das Gemüse wird ohne Zwischenhändler (wie z. B. ein Supermarkt) an den Kunden verkauft. Damit bleibt der gesamte Gewinn bei der Gärtnerei. Beliebte Vermarktungsformen sind etwa:

  • eigener Hofladen
  • Wochen- oder Bauernmärkte
  • Gemüsekisten
  • solidarische Landwirtschaft

Einige MarktgärtnerInnen verkaufen auch an Restaurants oder regionale Bioläden. 

Hier wird zwar nicht direkt vermarktet, jedoch können sich auch hier faire Bedingungen aushandeln und tolle regionale Geschäftsbeziehungen pflegen lassen. Wir haben uns für die Vermarktung über Abo-Gemüsekisten entschieden. Zu Beginn jeder Saison verkaufen wir unsere Gemüseabos und damit auch das gesamte Gemüse, das wir anbauen und ernten werden. So sind wir unabhängig von schwankenden Marktpreisen und unser Lohn ist für die gesamte Saison sicher. Da unsere Gärtnerei sehr weit draußen auf dem Land liegt, liefern wir die Gemüsekisten auch an Geschäfte/Abholstationen in den umliegenden Gemeinden. 

Verzicht auf große Maschinen

Durch die geringe Fläche, die es zu bewirtschaften gilt, kommt eine Marktgärtnerei wie unsere, sehr gut ohne große Maschinen zurecht. Die meiste Beetbearbeitung führen wir mit unseren zahlreichen Handgeräten wie z. B. der Drahthacke, einer Doppelgrabegabel (Broardfork) oder dem Handstriegel durch. Am meisten verwendet ist bei uns aber die gute alte Harke. Auch für die Aussaat haben wir tolle Handsämaschinen, die präzise arbeiten und einfach bedient werden können. Das größte Gerät das wir ab und an nutzen, ist ein motorbetriebener Einachser. Dieser hilft uns bei der Beetvorbereitung.